Gebäude: Dichte und Durchblick
Der Hafenbau als urbanistisches Unternehmen kommt in Fußach ohne malerische Attitüden aus. Klare Geometrien charakterisieren das Gebaute als Gegenüber der Natur. Seit dem Jahr 2000 »schwebt« das Hafengebäude auf dem Areal und verschafft der Eigentümerin Maria Rohner die notwendige Übersicht. Als Antwort auf die Betonröhre der Marina-Chefin positioniert Baumschlager Eberle einen Kubus als neuen Treffpunkt am Hafen. Genau an der Kante von Anlegestellen und Liegeplätzen positioniert, entsteht aus der Wechselwirkung zwischen tragenden Betonelementen und ihrer Hülle aus Glastafeln das Durchscheinen der Gebäudegrenzen. Die unregelmäßige Struktur der Betonteile begegnet dem orthogonalen Regelwerk der Scheiben. Die Ornamentik des Glases – nach dem Zufallsprinzip entstanden – verhindert allerdings, dass Hülle und Kern in ihrer Systematik zu scharf kontrastieren. Ziel dieser Überlagerungen ist es, Licht- und Schattenwanderungen für den Innenraum entstehen zu lassen. Am Tag wandelt er sich zum Kaleidoskop der Umgebung, während Reflexionen der umgebenden Wasserflächen die Außenseiten »bewegen«.
Bei Dunkelheit sorgt die Deckenbeleuchtung – verstärkt durch die Illumination ander Tragstruktur – für ein Röntgenbild der inneren Organisation des Gebäudes. Auf dem Wasserniveau befindet sich die Bootbox. Ihr folgt ein Verbindungsgeschoss mit Stiege, das die Erschließung von der Landseite für den darüber liegenden Clubraum besorgt. Mit 8,80 Metern Höhe spielt dieser die Hauptrolle im neuen Veranstaltungsgebäude. Die Benützer erleben das lichtvariable Spektrum von biomorphen Formen des Betons und kristallinen Strukturen des Glases. Der Feinschliff ins Mikroskopische bringt der Gebaäudehülle jene Textur, die den Übergang zur Konstruktion instrumentiert, aber das Erwartungskonforme traditioneller Ornamentikweit hinter sich lässt. Dichte und Durchblick, Licht und Bewegung – die Architektur profitiert von den Elementen des Hafens und lässt sie im Veranstaltungsgebäude kulminieren.
Gert Walden